Vom 30.5.2019 bis zum 2.6.2019 waren Igor, Magnus und Marvin auf der 19. Gulaschprogrammiernacht (GPN) in Karlsruhe.
Die
GPN, die zweitgrößte CCC-Veranstaltung, wird vollständig von
Freiwilligen organisiert und ausgerichtet. Sie wird rein durch Spenden
finanziert und steht so allen offen.
Der Fokus der Vorträge und Workshops liegt im Hard- und Software
Bereich, sowie in den Themen Netzpolitik, digitale Rechte und digitale
Privatsphäre.
Daneben gibt es auch viele weitere Vorträge.
Es wurden sehr viele diverse Fragen gestellt und beantwortet: Von “Wie
fliegt man Raumschiffe?” bis hin zu “Wie kocht man das perfekte
Gulasch?”.
Neben Freifunk wurden natürlich auch allerlei andere Kommunikationstechnologien benutzt:
Auch dieses mal gab es auf der GPN einen Freifunk Track, wobei leider der Vortrag “The Future has 2 WAVES – A new Generation of Freifunk Hardware is ahead (and what to do with the last)” von Blocktrron ausgefallen ist.
Ein
Highlight für die Freifunk-Community war “State of the Frickel” – in
diesem Vortrag haben Julez und Herrbett die Motivation (oder
“Ideologie”), die Entwicklungen, den aktuellen Stand und die Zukunft der
Karlsruher Community vorgestellt.
Den Vortrag kann man sich hier nochmal anschauen:
https://media.ccc.de/v/gpn19-89-state-of-the-frickel
Auch für unsere Community konnten wir aus unserer Sicht einiges mitnehmen – wir empfehlen euch, den Vortrag anzuschauen.
Hauptmotivation
ist Freifunk als “Wahlheimat im Netz”: Ein Freifunknetz, welches
performant genug ist, um es nicht von einem anderen, guten
Internetanschluss unterscheiden zu können.
Ziel sollte sein, Freifunk als primären Internetzugang nutzbar zu machen – nicht nur als “Hotspot”.
Um das zu erreichen geht Karlsruhe aktiv gegen 4/32er Geräte vor, zum Beispiel mit Tauschaktionen.
Um aktuelle Geräte zu supporten, bleibt Karlsruhe sehr nahe an dem
default Gluon Build-Tree und setzte möglichst wenige eigene Pakete ein.
Langfristig gilt es als Ziel, von den VPNs wegzukommen, und ein
Richtfunknetz aufzubauen das als primary Uplink genutzt werden kann.
Am Samstag fand schließlich noch ein Freifunk-Meetup statt.
Es waren sehr viele Communities vertreten, insbesondere einige Gluon Developer waren anwesend.
Julez eröffnete das Meetup mit der Frage nach dem Stand des IPv6 Rollouts in den einzelnen Communities. Bis auf eine Ausnahme haben nun alle Communities IPv6 in ihrem Netz.
Weiter ging es mit der Thematik rund um den Meshviewer: Momentan gibt es diverse Verstimmungen (und damit eine fragliche Zukunft) innerhalb des Projektes, welches auch wir für unsere Karte benutzen. In der Freifunk-Community gibt es in diesem Bereich Bedarf an Weiterentwicklung, welche eventuell mit einem Fork gelöst werden kann. Ein nachhaltige Entwicklung kann nur durch ein Team an Frontend Entwicklern erfolgen.
Ein
weiterer Themenschwerpunkt war die 4/32-Hardware: Es hat sich
herausgestellt, dass alle anwesenden Communities die Zukunftsfähigkeit
dieser Geräte als nicht gegeben sehen. Insbesondere hat OpenWRT
4/32-Hardwaresupport aufgegeben. Da Gluon auf OpenWRT aufbaut, gilt das
selbe auch hier.
Es werden von den meisten Communities in naher Zukunft keine
Factory-Images – also keine Möglichkeiten für Neuinstallationen – mehr
angeboten.
Die Möglichkeit, Hardware aufzurüsten, wurde ebenfalls diskutiert:
Während das Verhältnis von Aufwand zu Nutzen generell eher skeptisch
gesehen wird, wurde sich dazu entschlossen – insbesondere von Seiten des
Gluon-Projektes – keine vorgefertigten Images oder Targets anzubieten.
Gluon möchte sich so nah wie möglich am Upstream Projekt OpenWrt
orientieren, daher werden solche Modifikationen nicht von den Gluon
Entwickler*innen unterstützt.
Hintergrund ist hier der enorme und nicht zu leistende Supportaufwand hinter den individuellen “Hacks”.
Wer ein solches Upgrade durchführt, sollte das notwendige Wissen besitzen, die Firmware selbst zu bauen.
Die Praktikabilität solcher Upgrades in größerem Stil – also im
“Produktivbetrieb” – wird aber bezweifelt: Insbesondere, da im aktuellen
Gluon sehr viel modernere Hardware vorhanden ist.
Ebenfalls wurden komplett automatisierte Testumgebungen – nach Möglichkeit direkt auf der Hardware – für die Gluon-Entwicklung angesprochen. Hierbei sind einige Ideen aufgekommen:
Generell
ist es gewünscht, möglichst viele sinnvolle Features in Gluon Upstream
zu integrieren und keine “lokalen Sonderlösungen” zu verwenden: Diese
bringen Freifunk als Gesamtprojekt schlicht nicht weiter.
Freifunk Karlsruhe hat explizit davon berichtet, das ein möglichst nicht
modifiziertes “Gluon-Default” Setup für sie sehr gut funktioniert.
Das
Gluon-Projekt braucht allgemein mehr Unterstützer und freut sich, wenn
Changes Upstream gebracht werden, statt lokale Lösungen zu entwickeln.
Auch mit Issues kann das Gluon-Projekt bereits gut unterstützt werden.
Natürlich ist es auch schon hilfreich, Issues im Gluon-Repo zu sammeln –
nicht lokal oder im Forum, von wo sie womöglich nie oder nur über
Umwege bei den Entwicklern ankommen.
Zusammenfassend wollen wir gemeinsam, dass wir Freifunk weiterbringen, und zukunftsfähig machen.
Dazu gehören die lokalen Communities, aber auch eine bessere Zusammenarbeit zwischen den Communities.
Auch motivierte Mitstreiter gewinnt und hält man eher auf dem Weg nach
vorne, als durch weitere, “Lebenserhaltende” Maßnahmen für Altlasten.
Das gesamte Programm der GPN19 kann unter folgendem Link gefunden werden: https://entropia.de/GPN19:Fahrplan
sowie die Aufzeichnungen der Vorträge unter https://media.ccc.de/c/gpn19
Natürlich konnte – wie gewöhnlich bei Chaosveranstaltungen – auch nur in der Lounge gechillt werden und am lieblings FOSS Projekt weiter gecoded werden, während DJs live für Unterhaltung sorgen.
Wir planen auch die nächsten Jahre wieder zur GPN zu fahren, bis zur nächsten GPN!
Euer Igor, Magnus und Marvin.